Wer ist Dr. Matthias Mönch?

Symbolbild

Hinweis: Bitte das Update vom März 2012 gegen Ende des Artikels beachten, es gab unerwartete Wendungen.

Der Originalbeitrag von 2006

Willkommen im Online-Zwielicht, wo sich alles um Geld, Sex, Junkmails, Viagra, Betrug und ähnliches dreht. Kürzlich habe ich folgende Spam-E-Mail erhalten:

Received: from [193.239.6.83] (helo=mail1.inter-news.info)
by mx18.web.de with smtp (WEB.DE 4.107 #114)
id 1GOkWF-0007Z9-00
for meine@mail.com; Sun, 17 Sep 2006 02:28:24 +0200
From: “SP online” 
To: meine@mail.com
Subject: RE: Wie einfach ein Date sein kann!
Date: Sat, 16 Sep 2006 18:59:00 +0200
MIME-Version: 1.0
Content-Type: multipart/alternative; boundary=“MIMEBoundary551d4497c2545af19a8acfc4542db141”
List-Unsubscribe: 
List-Subscribe: 
List-Owner: 
X-List-Host: mail1@inter-news.info
Reply-To: bounces@inter-news.info
X-LYRIS-Message-Id:
Message-Id:
Sender: bounce-7857-4485018@mail1.inter-news.info

Symbolbild

Sie sind zur Zeit in unseren Newsletter in der Liste germany_gi2006e eingetragen. Wenn Sie sich abmelden möchten benutzen Sie bitte folgenden Link: Bitte hier klicken wenn keine weiteren Newsletter erwuenscht sind!!! oder senden Sie eine leere E-Mail an den Empfänger: leave-germany_gi2006e-4485018M@mail1.inter-news.info

Symbolbild

Das ist erst einmal nichts ungewöhnliches, aber dieses eine mal war ich neugierig und habe mir den Absender genauer angesehen. Auf der Website von inter-news.info (siehe Screenshot oben) ist zu lesen:

Sollten Sie Interesse an unseren Dienstleitungen haben oder falls Sie Fragen haben so mailen Sie uns.
inter-news Media Corp.
Dr. Matthias Mönch
Ruda 138
CZ – 79344 Horni Mesto
info@inter-news.info

Für Empfänger der Mailings:

Im Falle eines Missbrauchs ihrer e-mail-Adresse melden Sie uns bitte den Verstoß damit wir ihre e-mail wieder aus dem System nehmen können. In jeder Mail befindet sich dazu ein Austrage-Link ( der entgegen landläufiger Meinung auch die Bezeichnung verdient – Sie werden bei uns auch ausgetragen bis zu einer erneuten Eintragung!). Bei hartnäckigen Fällen setzen wir Sie aber auch gerne manuell auf die Sperrliste. Bitte schreiben Sie an abusedesk@inter-news.info

Das erscheint nicht besonders vertrauenserweckend. In solchen Fällen kann eine Austragung aus dem Newsletter dazu führen, dass die eigene E-Mail-Adresse beim Spamversender oder bei angeschlossenen Datenhändlern nicht gelöscht, sondern sogar aufgewertet wird, da sie vom Adressinhaber offensichtlich aktiv genutzt wird. Unter Umständen erhält man dann in Kürze eine Vielzahl weiterer zweifelhafter Angebote. Zumal Herr Dr. Mönch, sofern er denn existiert, schon länger durch Spam auffällt. Berichte über weitere Spam-E-Mails finden sich auf www.hboeck.de und www.antispam.de/forum/, ein Bericht über ICQ-Spam findet sich auf www.ureader.de. Aus Interesse habe ich die Sache etwas weiter verfolgt.

Fortsetzung vom 19.09.2006

Unter dem Titel “Wer braucht einen Admin-C für seine DE-Domain?” findet sich im Forum von Gomopa.net ein interessanter Thread (Screenshot), eröffnet von einem gewissen Dr. Mönch. Dieser schreibt unter Anderem:

Ich biete jedem Webmaster die Möglichkeit meine tschechische Adresse und zusätzlich meine deutsche Adresse für seine Aktivitäten im Internet zur Gänze zu nutzen! Alle Webmaster werden durch meinen Maildrop- Service zur Gänze von jeglichen Abmahnanwälten und sonstigen Wadenbeißer abgeschottet. Wer auf seiner Präsenz im Internet einen Fehler macht und jemand weist ihn freundlich darauf hin, danke, wird sofort geändert, wer aber das deutsche Abmahnwesen als reines (Sorry) Abzocken missbraucht, der bekommt die kalte Dusche!

Eine Registrierung im Gomopa Forum kostet derzeit knapp 30 Euro im Halbjahr, der Nutzer MatthiasM ist dort seit dem 19.07.2005 angemeldet. Das deutet eher nicht auf einen Fake-Account hin.

Das Angebot erklärt natürlich, weshalb der Name Dr. Matthias Mönch im Impressum vieler Websites zu finden ist. Er taucht mit seiner tschechischen Anschrift und stets neuer E-Mail Adresse unter anderem bei folgenden Websites, hauptsächlich aus dem Erotikbereich, als Betreiber auf:

Symbolbild

Besonders dreist agiert das SMS Portal simsio, das Herrn Mönch nicht nur im Impressum als Betreiber führt, sondern seine Adresse auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) als diejenige Adresse angibt, an die schriftliche Widerrufe und auch Kündigungen (per Post) zu richten sind:

Symbolbild

Wie zuverlässig solche Widerrufe ankommen, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Telefonnummer ist, sofern angegeben, scheinbar ungültig, wie ein Nutzer von Ureader.De berichtet. Schade, dass ich kein Jurist bin und mich somit nicht wirklich mit der Materie auskenne. Ich kann nicht glauben, dass ein Deutscher, der bewusst den Kopf für etliche Spam-Versender hinhält, im Aus- bzw. Nachbarland nicht mehr belangbar sein soll. Werde mal weiter suchen.

In einem Thread des netzwelt.de Forums berichtete ein Nutzer, er sei Abo-Betrügern auf den Leim gegangen. In diesem Thread findet sich unter Anderem eine deutsche Kontaktadresse des Admins von free-toplist.de. Diese wurde mittlerweile wieder geändert, der angebliche Firmensitz lautet nun Washington, DC. Zuvor allerdings las man dort folgendes:

Name: Dr. Matthias Moench Kontakttyp: PERSON Adresse: Friedberger Landstrasse 114 PLZ: 60316 Stadt: Frankfurt Land: DE Telefon: +49 2162 518844 Telefax: +49 2162 518855 E-Mail: rz@gaycastle.net

Ob diese Adresse glaubhaft ist, bedarf einer näheren Untersuchung. Die Domain der angegebenen E-Mail Adresse taucht öfter im Zusammenhang mit Mönch auf. Im Gomopa.net Forum gab er an, sämtliche Texte auf gaycastle.net seien von ihm verfasst worden, auf der Startseite findet sich ein Hinweis auf einen gewissen Römischen Reichsgrafen Matthias von Wagner. Wer sich die Mühe macht, die textreiche Website (Hinweis: Erotik-Inhalte und Angebote für Erwachsene) näher zu betrachten, wird feststellen, dass es sich dabei um einen Künstlernamen handelt. Matthias Mönch gab auf Gomopa weiter an, er habe

[…] als Fundament den Beruf des Schreiners in Wiesbaden gelernt, 4 jahre an der Universität Mainz und dann 2 Jahre an der Universität Wien Soziologe und Philosophie studiert […]

Auf gaycastle.net werden dem Römischen Reichsgrafen Matthias von Wagner folgende Aufgaben zugeschrieben:

Gesamtleitung auf Gaycastle, aktives Sales & Marketing, philosophische und sozialtheologische Projektentwicklung, Aufrechterhaltung der Reichsgrafschaft von Wagner, Präsident und Repräsentant der Privatstiftung

Man kann also davon ausgehen, dass Mönch zumindest als Webmaster fungiert, die E-Mail Adresse rz@gaycastle.net dagegen wird wohl wieder nur ein Fake sein.

Nach weiterer Suche habe ich etwas sehr Interessantes gefunden. Bei dem Tschechischen Schiedsgericht ADR.eu, das im April 2005 von der EURid ausgewählt wurde, ein alternatives Streitbeilegungsverfahren (sog. ADR-Verfahren) für Streitigkeiten bei EU-Domainnamen einzurichten, findet sich eine Entscheidung der Schiedskommission betreffend die Domain www.vor.eu, die zu diesem Zeitpunkt nicht erreichbar ist:

Der Beschwerdegegner Matthias Moench hat den streitgegenständlichen Domainnamen am 6. April 2006 (15:05:08.42) unter der Priorität einer registrierten nationalen Marke (Registered National Trademark) vor in Malta registriert.

Mönch gab im Verlauf des Verfahrens jedoch an, in der Tschechischen Republik zu leben und somit keine Kenntnis der Marke gehabt zu haben. Er berief sich weiter auf das first-come-first-serve-Prinzip und die Tatsache, dass die Domain bislang nicht genutzt worden war. Der österreichische Verkehrsbund Ost-Region (VOR) GmbH habe seine Rechte auf die Domain während der Sunrisephasen anmelden können, dies aber nicht getan. Dieser Widersprüchlichkeit entsprechend, stellte die Schiedskommission eine sog. Bösgläubigkeit im Handeln des Beschwerdegegners fest. Mönch könne deshalb mit der Registrierung des Domain-Namens vor.eu in das Namensrecht der Beschwerdeführerin eingreifen. Die Domain wurde an VOR übertragen.

Abgesehen davon, dass der Schiedsspruch einmal mehr die Zwielichtigkeit von Dr. Matthias Mönch aufzeigt, finden sich auf oben genannter Verfahrens-Webseite die Adressen von Beschwerdeführerin und Beschwerdegegner. Bei Mönch liest man:

Name: Matthias Moench
Adresse: Friedberger Landstrasse 114, 60136 Frankfurt am Main, Germany E-Mail: domain@gaycastle.com Telefonnr.: +49-420-721 983 981 Faxnr.: +49-420-721 983 981

Die Adresse ist also mit der weiter oben Genannten identisch. Lediglich Telefonnummer und E-Mail Adresse sind mal wieder völlig neu, letztere vermutlich wie sonst auch eine Art Einweg-Adresse für lästige Kontakte. Da der Kommission bekannt war, dass Mönch eigentlich in der Tschechei lebt, ist zu vermuten, dass sie zumindest seine angegebene deutsche Anschrift in irgendeiner Form überprüft haben, auch wenn ich das natürlich nicht mit Sicherheit weiß. Wird immer lustiger hier, werde mal weiter suchen.

Schade, dass auch ganz gewöhnliche Blogger auf das zweifelhafte Angebot von Herrn Mönch eingehen. Hier noch ein Mönch-Impressum mit der bekannten deutschen Anschrift. Damit ist leider auch klar, wie wenig diese Adresse wert ist. Mönch scheint sich keinerlei Sorgen zu machen, diese preiszugeben, er wohnt schliesslich nicht in Deutschland. Weitere Betrugsfälle in Sachen simsio.de wurden im ProSieben BIZZ-Forum diskutiert, der Thread ist leider nur noch über den Google-Cache aufrufbar.

Kurios: Auch ein Kreditinstitut bzw. ein Kreditgeber greift auf das Mönch-Impressum zurück, was eine unglaubliche Verdichtung von Seriösität und Professionalität darstellt. Ebenso das Portal zur Region Kassel. Beide Websites wurden übrigens von der gleichen Webdesign-Agentur erstellt, wenn das mal nicht ein Zufall ist…

Noch mehr Mönch-Erotik: Impressum von sexxxmeile.de, amateurbude.de und erotikpaket.com. Noch mehr Mönch-SMS: Impressum von sms-spruecheland.de (mit der glaubwürdigen E-Mail Adresse des zuständigen Jugendschutzbeauftragten – kanzlei@gaycastle.de – na dann ist der Jugendschutz doch in guten Händen…). Mönch-Webverzeichnisse: getlinked.de und firmen-banner.de. Mönch-Musik: lyrics.de.

Mönch selbst gab im Gomopa Forum an, er wolle allzu penible Abmahnungen und teure Anwalt-Spielchen für redliche Webmaster ohne böse Absichten verhindern. Dass er dabei hauptsächlich dilettantisch aufgezogene Erotik- und Handy/SMS-Portale unterstützt, die ihre Kunden, insbesondere Jugendliche, bewusst abzocken, scheint ihm egal zu sein. Da er sich in seinem Milieu außerdem gut auszukennen scheint, kann ich ihm seine vermeindlich guten Absichten nicht wirklich abkaufen, er wird schon mitbekommen was läuft. Vielleicht beteiligen ihn die unzähligen Betreiber zweifelhafter und kommerzieller Websites für seine Dienste oder er selbst steht tatsächlich hinter dem ein oder anderen Angebot, wie dieser Thread erahnen lässt. Desweiteren verkaufte er bereits 2003 eifrig gehortete Prestigedomains, spätestens jetzt dürfte man ihm seine VOR.eu Geschichte kaum noch glauben.

In Göttingen promoviert derzeit übrigens ein (echter) Dr. Matthias Mönch zum Thema Rechtliche Aspekte von Dialern und Mehrwertdiensten. Muss wohl die berühmte Ironie des Schicksals sein…

Noch etwas Interessantes, Dr. Matthias Mönch schrieb am 24.01.2004, 15:58:

»Verehrte Herren,
nach einigen Tagen finde ich erneut in dieses Forum zurück über die Frage des perfekten Projektmanagers. Hier darf ich in Folge an sehr interessanten Aussagen teilhaben und ich gewinne den Eindruck, es gibt keinen perfekten PM; wer alle Kriterien der vorgenannten Beiträge zusammenfügt und diese auf einen PM übertragen möchte, der sollte dies einer Bäckerei als Rezeptur übermitteln. Frage: Ich besitze ein imposantes Kloster aus dem Jahre 1886, Lage: Ballungsgebiet Ost- CZ, viel befahrene vierspurige Strasse angrenzend, die Vorderseite mit Blick in einen Park, 3.800qm Grundstück Altstadt, 2.300qm Wohn- und Nutzfläche. Daraus möchte ich das Stadthotel Castello etablieren, ein Teil für Geschäftsreisende auf der Durchfahrt, ein Teil als Mladihotel (Jugendhotel) und ggf. für Bustouren. Da ich mich nicht um Gaycastle.net und zusätzliche Projekte selbst im Detail kümmern kann, suche ich demzufolge einen PM. Einerseits mit den von Herrn Frommelt beschriebenen Eigenschaften, andererseits, – und nun folgt der nächste Punkt in der Kriterienliste eines guten PM-, er muss neben seinen beruflichen Fähigkeiten eine ganz wesentliche Gabe besitzen: Er/Sie muss meine Gedanken/Visionen verstehen und umsetzen können, Herr Lessmann hat dies angesprochen. Das heißt, der menschliche Aspekt ist (wäre) mir ab einer gewissen Qualifikation am wichtigsten (nicht nur eine Frage der Sympathie!). Das Bild, welches ich im Kopf habe zum Projekt Hotel Castello muss der PM in seinen Gedanken projizieren können und mit seinen Erfahrungen und Fähigkeiten verbinden.
Grüße aus Tschechien
Matthias Mönch«

Der Mann verdient sich eine goldene Nase während ich Spam im Postfach habe.

Update vom März 2012 – Matthias Mönch ein Mörder?

Obwohl mein etwas naiver Blog-Eintrag von 2006 bereits sechs Jahre alt ist und ich mich glaube ich zuletzt 2008 noch einmal mit der Sache befasst habe, ist das Thema offenbar weiter durchs Netz gegeistert. Ungewollt ist dies hier zum meistgelesenen Beitrag avanciert, der überraschend oft durch Suchmaschinen gefunden und auch kommentiert wurde. Scheinbar sogar von Hernn Mönch persönlich. Ich habe die Geschichte irgendwann gedanklich zu den Akten gelegt, es war grundsätzlich interessant, sich mal umzuhören und etwas nachzuforschen, aber irgendwann lohnt es sich nicht mehr weiter Zeit zu investieren. Umso bemerkenswerter ist der Kommentar des Nutzers “Fritze Flink” (siehe Kommentarbereich, vielen Dank an dieser Stelle), der den Audiomitschnitt einer SWR-Sendung vom 08.03.2012 verlinkt hat. Im Interview spricht der “Leute”-Moderator mit Opferanwalt Jens Rabe unter anderem über Matthias Mönch (ab Minute 14:40), wodurch man folgendes erfährt:

Hier nochmals der Link zur Sendung, deren Mitschnitt man sich entweder direkt auf der Website anhören oder als MP3 herunterladen kann. Das Gespräch zu Matthias Mönch findet zwischen Minute 14:40 und 18:10 statt. Als ich 2006 ärgerlich davon schrieb, Mönch würde sich eine goldene Nase verdienen, dachte ich sicher nicht an 26 Millionen Euro. Und auch nicht an Mord.

Update – Einige Stunden später

Kurze Erwähnung findet Mönch übrigens auch in einem Spiegel-Artikel von 2008, allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass die Redakteure ihn in einen realen Kontext stellen konnten. Sieht eher aus, als wären sie damals auch nur auf seinen Impressumsdienst gestoßen.

Irgendwie konnte ich es jetzt doch nicht lassen und hab etwas weiter gesucht und überlegt. Der Moderator bzw. Journalist Wolfgang Heim gibt ja an, Mönch vor einigen Jahren in der Sendung gehabt zu haben. Online gibt es das Leute-Archiv nach Namen – Alle Sendungen seit 2006. In dieser Liste kommt Mönch nicht vor. Ein Artikel auf der Seite raubwirtschaft.info beschäftigt sich ebenfalls ausführlich mit Mönch, insbesondere mit den Spam-, Impressums- und Domain-Diebstahl-Angelegenheiten. Woher sie die Information haben, weiß ich nicht, aber angeblich wurde Mönch am 11.10.1969 in Frankfurt geboren. An anderer Stelle heißt es weiter:

Matthias Mönch ist – auch wenn er vornehmlich von Österreich aus seine Geschäfte betrieb – kein Österreicher. […] Tatsächlich entstammt Mönch einer vermögenden Unternehmersfamilie aus Frankfurt.

Ich hab also versuchsweise angenommen, er wäre 1969 geboren und tatsächlich irgendwann in der Heute-Sendung gewesen. Einen Mord wird er wohl nicht jünger als mit 16 in Auftrag (!) gegeben haben, eher wird er mindestens 18 gewesen sein. Gleichzeitig muss seine Gefängnisstrafe spätestens 2006 geendet und geschätzt 10-15 Jahre gedauert haben. Zum Überschlagen hab ich mal angenommen, er wäre 2004 in der Sendung gewesen, 15 Jahre zurückgerechnet ist man bei 1989. Das ist natürlich etwas wackelig, aber man kann wohl annehmen, dass die Sache zwischen 1985 und 1996 stattgefunden haben muss. Das ist zwar eine Weile her, aber eben keine Ewigkeit. Man sollte auch meinen, dass ein Macheten-Mord wegen eines Pudels eine gewisse mediale Aufmerksamkeit erzeugt, aber — nichts. Egal welche Begriffskombinationen man sucht, nichts führt einen zu diesem Fall. Wie kann das sein? Nachdem ich alle Kombinationen aus Frankfurt, Unternehmer, Ehepaar, Eltern, Machete, Mord, Türke, Pudel u.ä. durch hatte, hab ich erstmal einem Freund davon erzählt, der den Blog-Eintrag hier kennt. Da kam mir zum ersten mal in den Sinn, dass der Anwalt im Interview ja nur davon sprach, er kenne den Fall, es sei jedoch nicht sein eigener, daher dürfe er darüber sprechen. Vielleicht hat er trotzdem Details abgeändert? Der Pudel war vielleicht ein anderes Tier, die Waffe eine andere, der Täter anderer Nationalität. Ich hab dann noch einmal leicht genervt ohne diese spezifischen Details gesucht: Matthias Mönch, Frankfurt, Eltern, Unternehmer.

Und was sehen meine müden Augen? Einen Spiegel-Artikel von 1989 (!), in dem es um Spekulanten geht, die zwecks Wertsteigerung wie verrückt Ferraris kaufen. Ein Ferrari-Händler klagt darin: Da verdienen sich Leute eine goldene Nase, die von unserem Geschäft gar nichts verstehen. Was ich übrigens nur zitiere, weil die goldene Nase jetzt dreimal in diesem Blog-Eintrag zu finden ist. Entscheidend ist, was man am Ende des Spiegel-Artikels als winzige Randnotiz liest:

Zuweilen endet die Gier nach den echten Rennern aus Maranello tödlich. Seit letzter Woche muß sich der Unternehmersohn Mathias Mönch vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe seine Eltern durch einen gedungenen Killer ermorden lassen. Vermutetes Motiv der Greueltat: Zum 18. Geburtstag hatten ihm die Eltern statt des dringlich gewünschten Ferrari einen gebrauchten Opel geschenkt.

Was für ein Puzzlestück. Der Anwalt hat – so scheint es zumindest – tatsächlich alle Details komplett verfremdet, nur die Absurdität des Falls blieb erhalten. Und ich hatte mit 1989 erschreckend gut geraten. Der name Matthias wird in dem Artikel zudem mit nur einem “t” geschrieben, was nun richtig ist, weiß ich nicht. Bemerkenswert ist, dass die Spiegel-Redakteure in ihrem Artikel zum Datenklau bei der Telekom 2008 gar nicht realisiert haben, auf wen sie da erneut gestoßen sind.

Was mich generell immernoch stutzig macht, ist aber folgendes:

Jetzt nimmt man all diese Punkte und wer weiß was er sonst noch getrieben hat zusammen (insbesondere die sorgfältige Internet-Biographie auf raubwirtschaft.info). Ist das nicht ein auffällig roter Faden, der sich da durch die Geschichte zieht? Warum berichtet niemand darüber?

Nachtrag vom 11.03.2014

Berichtet wurde dann doch, allerdings eher von kleineren Nachrichtenportalen aus dem Berliner Raum. Beispielsweise titelt die Märkische Allgemeine: Kopf der Pillenbande gefasst.

Nachtrag vom 09.12.2014

Anlässlich des Prozessbeginns ist Matthias Mönch nun auch in den bekannteren Medien angekommen, etwa in der Tageszeitung DIE WELT. Danke an den Besucher Jäger für diesen Hinweis in den Kommentaren. Im Artikel findet sich ein Bild von Herrn Mönch und ein Scan der BILD-Zeitung vom 18.07.1989, in der über den Mord an seinen Eltern berichtet wurde.